Januar, der Wald ist still, es nieselt leicht. Ich liebe diesen Wald und auch seine Bewohner, einigen davon begegne ich bisweilen, andere kann ich nur riechen und von manchen sehe ich Spuren. Sie alle beeindrucken mich. Die Lebewesen, die Bäume. Es berührt mich, wie es sich anfühlt in ihrer Mitte zur Ruhe zu kommen, durchzuatmen, absichtslos ein Teil von all dem zu sein. Einfach so.

Heute sind die Wege abgesperrt, Schilder stehen an der Strasse. Ich weiß was kommt, mir dreht sich der Magen um.
Wie kann so etwas aus irgendeiner Perspektive richtig sein?
Die Tiere des Waldes haben keinerlei Zuflucht, es gibt keinen Schutz, keine realistische Chance – nur Roulette.
Lärmend ziehen wir Menschen wieder durch die Welt, mit Gewehren in der Hand, wild entschlossen uns den Planeten Untertan zu machen. Ohne, ja was? Ohne Achtung, Mitgefühl, Respekt und vor allem ohne Demut.

Wer sind wir eigentlich, dass wir nicht sehen, dass die Tiere Geschöpfe sind, mit einer Seele, mit Familien, mit Angst und Schmerz und einem wertvollen Leben? Wieviel Fairness kann es zwischen Jäger und Tier noch geben bei einer Treibjagd mit modernen Waffen?

Ja, mag sein, dass Bestandsregulierung notwendig ist – ich dachte, dass könnten vielleicht die Wölfe übernehmen. Aber nein, die Wölfe sollen das nicht, da ist was anderes. Verstehe. Nein, eigentlich verstehe ich das überhaupt nicht, nichts davon, wenn ich ehrlich bin. Mag sein, dass ich naiv bin. Mag sein, dass ich keine Ahnung habe, aber eines gebe ich zu bedenken. 

Welches kleine Kind würde keinen Herzschmerz haben und weinen, wenn es dabei zusehen müsste, wie Tiere durch den Wald gehetzt werden direkt vor die Flinte einer Rotte von Jägern?
Was passiert mit diesem Empfinden eines Kindes, wenn wir erwachsen werden, wohin verabschiedet sich unser Herz und das Gewissen, das in ihm wohnt?

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